ALTES ERHALTEN UND NEUES GESTALTEN. Getreu diesem Motto hat sich die Goldhaubengruppe Mauthausen heuer etwas Besonderes rund um den Maibaum des Pfarrkindergartens einfallen lassen. Da die Kinder coronabedingt die letzten Jahre ohne diesen Brauch auskommen mussten, unterstützten die Goldhaubenfrauen schon im Vorfeld beim Binden des Maibaums. Um den Kindern ein besonderes Erlebnis nach zweijähriger Pause zu bieten, wurde dabei bereits die Idee geboren, eben diesen Baum auch zu stehlen."
Gedacht – getan! In kürzester Zeit und unter strengster Geheimhaltung trommelte Obfrau Renate Bauernfeind rund zehn diebische Damen zusammen. Doch es handelte sich keineswegs um eine „Nacht-und-Nebelaktion“, nein – am helllichten Tag, dem 1. Mai 2022, begab sich die Goldhaubengruppe auf Diebestour. Fesch herausgeputzt im Dirndl, versteht sich – als Goldhaubenfrau muss man sich ja nicht verstecken, natürlich auch zu diesem Anlass mit gebastelten Goldhauben. Selbstverständlich wurde vor Ort ein Ersatzbäumchen für die Kinder aufgestellt - mit dem schriftlichen Versprechen, dass sie ihren Baum inklusive eines Eis für jedes Kind natürlich zurückbekommen werden.
Nun wurde der Maibaum über den Marktplatz entlang der Donau in den rund dreieinhalb Kilometer entfernten Garten unserer Obfrau nach Albern gebracht. Um den langen Marsch zu bewältigen, half ein hübsch dekoriertes Leiterwagerl mit Proviant und musikalischer Begleitung. Angeführt wurde der Diebeszug standesgemäß mit der Österreichfahne – das war besonders nützlich, um den sperrigen Maibaum sicher über die Bundesstraße B3 zu bringen. Ein herzliches Dankeschön an unsere Fahnenschwingerin, die mit viel Enthusiasmus den Verkehr regelte.
Natürlich schaffen auch die fleißigsten Damen so einen Marsch mit der schweren Beute nicht ganz ohne Pause – so freuten wir uns sehr über die ein oder andere erfrischende Labstelle. Abends wurde die gelungene Aktion in gemütlicher Runde gefeiert. Dabei konnte unsere eifrige Obfrau gleich vier neue unterstützende Mitglieder gewinnen – immerhin muss der Baum auch wieder zurückgebracht werden und wir freuen uns über die neuen helfenden Hände! Die Runde war auch international - wissbegierige Gäste aus der Schweiz stellten Fragen rund um das österreichische Brauchtum, die von den kundigen Goldhaubenfrauen prompt beantwortet wurden. Der Maibaum ist ein Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol; das feierliche Aufstellen im Frühling zelebriert das Leben. Aber warum wird er dann mancherorts gestohlen? Um böse Geister zu vertreiben! Das Brauchtum geht auf den Glauben zurück, dass das Stehlen eines Maibaums die Ordnung durcheinanderbringt und etwaige böse Geister verängstigt. Und davor wollte die Goldhaubengruppe Mauthausen die braven Kindergartenkinder natürlich beschützen.
Einige Wochen zierte der Maibaum nun den Garten unserer Obfrau und war vom Donauradweg aus gut ersichtlich. Einige Kindergartenkinder kamen in dieser Zeit auch mit dem Rad vorbei, um ihren Baum zu (be-)suchen. Am 23. Mai brachten wir den Maibaum wieder an seinen rechtmäßigen Platz zurück. Die Kinder empfingen uns in Spalier stehend und sangen ein schönes Begrüßungslied. Mit Unterstützung und reichlich Applaus wurde der Baum wieder aufgestellt. Bei einem weiteren Lied wurden dann auch die Goldhaubenfrauen zum Tanz aufgefordert. Das Highlight war aber natürlich das versprochene Eis, das die Kinder mit viel Freude entgegennahmen.
Die Goldhaubengruppe Mauthausen freut sich sehr über diese erfolgreiche Aktion, die den Kindern das Brauchtum rund um den Maibaum näherbringt und so für die nächste Generation lebendig gehalten wird.
Die nahezu jüngste Goldhaubengruppe im Bezirk Perg – St. Thomas am Blasenstein – feierte im Mai 2022 ihr 40-jähriges Bestehen. Was unter der ersten Obfrau Edeltraud Grufeneder (+) begann, wurde unter Franziska Nader und Langzeitobfrau Maria Leitner weitergeführt. Vierzig Jahre soziales Engagement, vierzig Jahre Tradition, vierzig Jahre Erneuerung, vierzig Jahre Gemeinschaft. Inzwischen hat Erika Pechböck die erfolgreiche Gruppe übernommen, unterstützt von sieben Frauen in einem jungen Team, damit fleißig weitergearbeitet wird, um insbesondere karitative Projekte zu unterstützen.
Ganz sicher die jüngste Gruppe im Bezirk ist die Ortsgruppe St. Thomas bezogen auf das Durchschnittsalter, wie schon beim festlichen Einzug zu sehen war: zahlreiche Frauen allen Alters, insbesondere aber junge, glitzerten und funkelten mit ihren prächtigen schwarzen und goldenen Hauben, dazu schwarze Kopftücher, edlen Seidenkleider in allen Farben, aber auch strahlenden und farbenfrohen St. Thominger Festtrachten. Vorneweg ebensoviele schicke Mädchenbandträgerinnen, entzückende Goldhaubenmädchen, und wer in St. Thomas auch nicht fehlen darf und die Gruppe erfreulich ergänzt: die frechen Lederhosenburschen.
Der feierliche Gottesdienst wurde von Pater Alexander mit einer mitreißenden Predigt zelebriert, umrahmt von Chor, Orgel und Bläsern. In den folgenden Ansprachen begrüßte die Obfrau die Gäste und Goldhaubenfrauen aus dem gesamten Bezirk Perg sowie aus den Nachbargemeinden im Bezirk Freistadt und präsentierte einen kurzen Abriss der Geschichte der Ortsgruppe. Bürgermeister Michael Naderer würdigte im Namen von Gemeinde und Pfarre die Zusammenarbeit mit den Goldhaubenfrauen und den sozialen Einsatz der Gruppe. Bezirksobfrau Barbara Marksteiner bedankte sich ebenfalls bei der Gruppe, betonte die Einheit, geschöpft aus einer bunten Vielfalt und ging auf das Sprichwort „Wo drei eines Herzens sind, wird selbst Lehm zu Gold“ ein. „Das Gold tragt ihr sichtlich als Symbol für die gelungene Herzensangelegenheit der vergangenen 40 Jahre!“, meinte sie und wünschte der Gruppe weiterhin alles Gute.
Der anschließende Festzug führte zum Marktstadl, wo vom Kameradschaftsbund für das leibliche Wohl und von der Blasmusikkapelle für die passende Untermalung gesorgt wurde und das Fest unter anderem mit gewoht köstlichen Mehlspeisen von den Goldhaubenfrauen am Nachmittag seinen Ausklang fand.
Mai 2022. Caroline Derntl ist 16 Jahre alt und sie ist Goldhaubenfrau. Damit ist sie die jüngste Goldhaubenfrau ihrer Ortsgruppe Naarn, aber auch die jüngste Goldhaubenfrau des Bezirkes Perg.
Schon als Goldhaubenmädchen war für Caroline klar: sie möchte einmal Goldhaubenfrau werden, nach dem Vorbild der Oma. Die Großmutter hat ihr den Familienschatz vererbt, mit ihrem 16. Geburtstag wurde aus dem großen Wunsch endlich Realität, die junge Frau begleitete ihre Goldhaubengruppe zum ersten Mal in der Frauentracht zur Goldhauben-Bezirksmaiandacht nach Dimbach.
Caroline hält die selbstgestickte Haube der Oma in Ehren und freut sich darauf, diese in Zukunft regelmäßig auszuführen. Außerdem gefällt ihr besonders die Gemeinschaft in ihrer Ortsgruppe – das gemeinsame Tun, etwas das Binden und Verteilen der Kräuterbüscherl zu Maria Himmelfahrt. Obfrau Ingrid Fraundorfer heißt den Neuzugang herzlich willkommen: „Es freut mich, dass wir in Naarn die jüngste Goldhaubenträgerin im Bezirk Perg haben und vorleben, dass Kultur, Brauchtum und eine Goldhaube zu tragen nicht eine Frage des Alters ist“.
„Man muss nicht erst unter die Haube kommen, um eine Goldhaube zu tragen“, weiß Bezirksobfrau Barbara Marksteiner aus Recherchen in den Herrschaftsarchiven begrüßt den jugendlichen Neuzugang im Bezirk Perg. Die goldene Haube hat bei jung bis alt bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt.