zur Sache

Zur Sache kommen wir auf dieser Seite. Hier wollen wir dem interessierten Leser vertiefende Information bieten. Insbesondere möchten wir auch unseren Goldhaubenfrauen verschiedenes mit auf den Weg geben. Themen, die bei den Tagungen unserer Gruppen besprochen werden, könne im Anschluss hier nachgelesen werden.

Zur Sache - Themen:

Foto: B. Marksteiner

Bild aus: A. Ratzenböck - Die Pracht der Tracht

Von Reticül und Pompadour – unser nützlichstes Accessoire

Die Handtasche ist das beliebteste Accessoire der Goldhaubenfrau. Die unüberschaubar große Auswahl an Taschenarten und -formen gibt Anlass, die für die Kombination mit dem Goldhaubenkleid geeigneten Varianten näher zu betrachten.

 

Vorweg ein kleiner Rückgriff auf die Entwicklungsgeschichte der Täschchen. Damentaschen in Form von Lederbeuteln kamen um 1600 auf, sie wurden am Gürtel getragen und waren gleichzeitig ein modisches Accessoire. Im 17. Jahrhundert wurde die Kleidung voluminöser, und die Taschen verschwanden unter der Kleidung.

 

Mit der Verbesserung des Postwesens (und der Mode des Briefe-Schreibens) entwickelten sich im Adel und gehobenen Bürgertum rasch flache Brieftaschen, die kostbar gefertigt und reich verziert waren, gerne mit flammenden Herzen und  Vogelpaaren. Es wurden auch Geldkatzen getragen, die mit einem Gürtel oder Band festgemacht waren. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Handtaschen von Männern und Frauen gleichermaßen getragen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Handtasche zum vorwiegend weiblichen Accessoire.

Als sich um 1800 hauchdünne und gerade fallende Musselinkleider etablierten, konnten die Taschen nicht mehr unter der Kleidung verborgen werden. Sichtbare Taschen setzten sich durch. Daher wurden sie nun auch zunehmend aufwändig dekoriert. Sie waren aus den zuvor für die Verwahrung von Handarbeiten verwendeten Beuteln, den „ridicules“, abgeleitet und fanden als Retikül Eingang in die Mode. Der vielseitige Beutel, der mit einem Zugband am oberen Rand verschlossen wurde, am Handgelenk baumelte und später als Pompadour bezeichnet wurde, wurde zum Must Have der Zeit. Auch heute noch ist der Beutel aus Seide die am häufigsten anzutreffende Goldhaubentasche.

 

Im Biedermeier waren Perlenbeutel in Mitteleuropa weit verbreitet. Sie wurden vor allem in Süddeutschland (Schwäbisch Gmünd in Württemberg) von Kunststrickerinnen in Heimarbeit unter Einbindung der Kinder zum Auffädeln hergestellt. Die Vielfalt an historischen, gestrickten Perlbeuteln ist groß. Nicht immer sind die Perlen vollflächig verstrickt. Vollflächig mit Perlen gehäkelte Beutel entstanden erst etwas später, sie sind aber oft kaum von gestrickten Beuteln mit etwas größeren Perlen zu unterscheiden.

Auch heute werden Perlbeutel gerne wieder gestrickt. Sehr unterschiedlich ist dabei die Größe der verwendeten Perlen und die Interpretation der Muster. Das Zugband der Perlenbeutel läuft meist entweder durch einen Häkelrand oder durch Ringe (bei historischen Beuteln Metall oder Elfenbein, bei modernen auch Kunststoff), die innen am Futter angebracht wurden. Als besondere Anlaufstelle für Perlenstrick-Interessierte kann carakess (Claudia Flügel-Eber) in Regensburg genannt werden: www.carakess.de bietet Strickmuster, Anleitungen, Strick-Kits,… und repariert historische Beutel fachmännisch.

 

Erst auf den zweiten Blick von gestrickten Perlbeuteln zu unterscheiden sind gestickte Perlbeutel. Man erkennt sie bei genauerer Analyse aber meist gut am Untergewebe, wie hier an Mustern auf Stramin  und Leinen.

Gewebte Perlbeutel erkennt man häufig gut an ihrer Struktur. Bei gewebten Beuteln liegen die Perlen nie quer, sondern immer senkrecht oder waagrecht.

Ab 1850 wurden vor allem auf Reisen umfangreichere Taschen benutzt. Die nun größeren Taschen wurden vielseitig mit Petit-Point-Stickerei verziert oder mit Posamenten benäht. Erst ab diesem Zeitpunkt gibt es auch Taschen mit Bügeln. Auch andere historische Taschen, etwa Silbertäschchen (Alpaka Silber) oder besonders gearbeitete Taschen können zur Goldhaubentracht getragen werden.

 

Abgestimmt auf Goldhaube, Perlhaube und Seidenkleid sind auch in den letzten Jahrzehnten viele Taschen entstanden.

Weitere, rustikalere oder moderne Taschenformen sind gut zum Dirndlkleid kombinierbar. Hier nur ein paar wenige Beispiele.