aus unserer Schatzkiste:

Mit Goldhauben und Gspusi durchgebrannt

Ein Polizeibericht, der den Besitzerinnen und Freunden der Linzer Goldhaube nicht vorenthalten sein soll.

entnommen aus: Goldhaube und Kopftuch, F. C. Lipp, S. 110ff.         

 

Goldhaubenfrau mit seidenem Gewand, 1823, Heimatmuseum Simbach am Inn
Foto: Toni Scholz

So etwa hat eine Goldhaube in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgesehen (Goldhaubenfrau mit seidenem Gewand, Heimatmuseum Simbach am Inn)

„Am 30. März 1807 nachts ging dem Fleischhauer Michl Poißl in Ried i. R. sein Weib Cäcilie mit einem etwa 40jährigen Lederer aus Weitersfelden durch.“ An ihr wäre dem Fleischer vielleicht nicht soviel gelegen gewesen, denn das Fahndungsblatt beschreibt das holde Wesen „bei 40 Jahre alt, von mittelmäßiger kurpulenter Leibesgröße, vollrunden gutgefärbten Angesichts, hat lichtbraune Haare und Augenbrauen und sehr schlechte und ausgefaulte Zähne, redet die oberösterreichische Landessprache und sehr geschwind, benimmt sich in Reden sowohl, als sonstigen Betragen sehr resch und keck“. – Der Lederer, mit dem sie schon lange Beziehungen hatte und nun durchging, war auch verheiratet und soll sich mit ihr durch Niederösterreich, Mähren oder Ungarn nach Polen, wo er ein Haus hatte, gewendet haben. 

 

Weniger entzückt war aber unser biederer Fleischer wohl darüber, dass ihm das liebe Weib kurzerhand auch gleich 7000 fl. in Bankozetteln und gegen 100 fl. in 17-kr.-Stücken mitgenommen hatte. Sie war – und nun kommt das Wichtigste – „bekleidet nach der bürgerlichen oberösterreichischen Art, traget gemeiniglich die sogenannte Linzer Goldhauben“, und zwar mit solcher Vorliebe, dass sie nebst mehreren anderen Bekleidungsstücken gleich „vier derlei Hauben mit sich genommen“. Wir wissen nichts darüber, ob der Fleischer seine Gattin samt ihren Hauben und ob er sein Geld je wieder bekam.“