Die Bedeutung der Accessoires für unsere Gruppen im Bezirk Perg

- Betrachtung von Schirm, Tuch und Fächer zum Goldhaubenkleid

Bei unseren Ausgängen, insbesondere in der warmen Jahreszeit, stellen wir fest, es ist mitunter recht warm! Zwar kann uns die Verwendung des Schirmes vor allzu großer Sonneneinstrahlung schützen. Wenn kein Lüftchen weht, ist es trotzdem (zu) heiß. Hier kann ein Fächer zusätzlich Abhilfe schaffen. Sind Ausgänge auch im Winter vorgesehen (zB. Hl. Nikolaus), stellt sich das Problem in anderer Richtung dar. Tücher, Schals und Umhänge sind dann wohl gefragter.

Eine geeignete Auswahl der Individualität der Trägerin entsprechend, bei gleichzeitiger Einordnung ins Gruppenbild soll hier einerseits aus der historischen Betrachtung, andererseits unter dem Gesichtspunkt der eleganten und feinen Abstimmung zu treffen versucht sein. Schließlich soll bei aller Individualität der Goldhaubenkleider und ihrer Trägerinnen ein „Gruppenbild“ geschaffen und erhalten werden. 

Wir tragen unsere schönen Hauben und Kopftücher bei unseren Ausgängen in der Gruppe. Längst sind wir mit der Trachtenerneuerung und damit auch mit den erneuerten Goldhaubenkleidern vom „Uniformcharakter“ früherer Zeit entfernt, daher ist es entscheidend, auf das Gesamtbild der Gruppe zu achten. Insbesondere durch die Accessoires kommt man zum erwünschten Effekt, wenn die einzelnen Stücke auf ihre Eignung kritisch überprüft werden. Damit sich ein elegant-harmonisches Bild ergibt, welches unserem Ziel, „Schönheit ins Leben zu tragen“, gerecht wird!

Der beschattende Schirm (seltener der Regenschirm)

Foto: marquise.de
Foto: marquise.de

Klappbare Sonnenschirme, die der heutigen Form entsprechen, gibt es mindestens seit der zweiten Hälfte des 17. Jh., die technische Gestaltung hat sich seitdem im Wesentlichen nicht verändert. Stiellänge, Zahl der Streben und Durchmesser variieren je nach Modeströmung stark. Mitte des 19. Jh. sind Schirme sehr zart, haben dünne Stiele von 70-90 cm Länge und kleine Durchmesser der Dächer (50-60 cm) die zum Ende des Jahrhunderts länger bzw. größer werden. 

 

Schirme für unsere Gruppen sind daher im Durchmesser nicht zu groß, aus Spitze verschiedener Art, bevorzugt schwarz, jedoch immer elegant geschnitten und keinesfalls ein buntes oder grellbunt gemustertes Stück. Helle Farben kommen nur in Frage, wenn in Abstimmung mit dem Kleid keine dunklen Farbtöne möglich sind.

Das wärmende Tuch

Über die Jahrzehnte sind es entweder die „türkischen Tücher“ oder bestickte Samt- oder Wolltücher mit abschließender Fransenborte, die uns wärmen. Auch wenn die Tücher im historischen Kontext in Zimt-, und Orangerottönen gehalten waren, sind sie mittlerweile in großer Farbpalette erhältlich und damit zu jeder Kleiderfarbe genau abstimmbar.

 

Ob der Charakter von gestrickten Tücher geeignet ist, das elegante Erscheinungsbild der Gruppe als Gesamtheit zu ergänzen, obliegt der Entscheidung jeder Obfrau. Für Gruppen, die in der kalten Jahreszeit Ausgänge auf dem Programm haben, empfiehlt sich, gemeinsam zu überlegen, welcher Art eine entsprechend wärmende (zusätzliche) Unter- oder Überkleidung sein könnte.

Der anmutige Fächer

Fächer sind „klimageschichtlich“ nicht erst in den letzten Jahren interessant, vielmehr sind sie in der Modegeschichte ein seit langem kaum wegzudenkendes Accessoire. Zwischendurch gab es zwar immer wieder Phasen, wo sie eine geringere Rolle spielten, auf vielen Gemälden sehen wir bei genauerer Betrachtung die Dame aber auch mit ihrem (häufig beinah vollständig zusammengeschobenen und daher erst auf den zweiten Blick auffallenden) Fächer in der Hand.

Grob können wir in Briséfächer und Faltfächer unterscheiden (da es diese beiden Formen sind, die für uns hauptsächlich interessant sind, wird auf die Betrachtung anderer Fächertypen verzichtet.) Erstere (Brisé) bestehen nur aus Stäben, die sich stetig verbreitern und meist im oberen Blattbereich durch ein Band zusammengehalten werden. Die Blattfläche ist meist bemalt. Briséfächer finden wir häufig vor 1730 und dann wieder ab 1800.

Bei Faltfächern verjüngen sich die Stäbe ab einem bestimmten Bereich, dort wird auf einer oder beiden Seiten ein „Blatt“ aufgeklebt. 

Das Blatt der Faltfächer war aus Papier, Pergament oder sogenannter Schwanenhaut (von jungen Ziegen und Lämmern).

Etwa ab Ende des 18. Jahrhunderts finden sich auch seidene Fächerblätter. Fächerblätter aus Spitze finden sich ab dem späten 19. Jahrhundert. Federfächer gehören ins späte 19. und 20. Jahrhundert (marquise.de). Bestechend ist die Vielfalt der Dekoration, die je nach Modeströmung äußerst vielfältig war (zB. Chinoiserie).

Bis gegen Ende des 18. Jh. zeigen sich überwiegend gemalte, figürliche Darstellungen von Personen und Landschaften. Sogenannte Watteauszenen (parkähnliche Landschaften, Mythen, Schäferspiele usw. mit Blumenranken und Rocaillen umrahmt) erfreuten sich großer Beliebtheit. 

Klassizistische Elemente finden sich ab Beginn des 19.Jh. nicht nur in gemalter Form, sondern auch mit Flittern und Folien auf Gaze aufgearbeitet, gestickt oder geklebt. Ab dem 19.Jh. finden wir auch Aufhängebügel an den Fächern, oft mit einer Quaste verschönert. 

 

Woran können wir uns als Goldhaubenfrauen orientieren, wenn wir uns mit einem Fächer nicht nur schmücken, sondern ihn auch verwenden wollen?

- Moderne, billige Fächer sind häufig aus Plastikstäben hergestellt. Diese sind auf jeden Fall zu vermeiden, erzeugen sie doch meist einen sehr „billigen“ Eindruck.

- Dünne Spitze sieht zwar hübsch aus, der Ventillationseffekt ist allerdings häufig stark verringert. Daher auf die Stärke der Spitze achten (auch eine zweite Lage aus Organza verbessert den Effekt). 

- Die Grundfarbe des Fächers achtsam wählen! Einerseits soll sie zum Goldhaubenkleid passen, gleichzeitig darf sie durchaus heller oder dunkler als das Kleid sein, um einen kontrastierenden Effekt zu erzielen. Durch angebrachten Dekor (zB. Bemalung) in der Farbe des Kleides entsteht ein schöner Ensembleeffekt. Schwarz (auch aus dem historischen Kontext, wo schwarz nach Gold die (teuerste) Farbe für festliche Anlässe war) passt wie beim Schirm im Zweifel immer. 

- Fächer in angenehmer Stablänge wählen (etwa 25 bis 30 cm Stablänge). Je kürzer die Stablänge, umso geringer auch die Fächerfläche. Dies wirkt sich natürlich auf den „Ventillationseffekt“ aus. Keinesfalls soll es notwendig sein, in rasendem Tempo zu „fächeln“. Ein edles Accessoire verlangt auch ebensolche Handhabung!

- Fallweise wird der Goldhaubenbeutel für den Fächer zu klein/zu kurz sein. Es wäre daher angebracht, sich ein entsprechendes Fächeretui/Fächerbeutel aus dem Stoff des Kleides oder Beutels (Seide, Samt etc.) anzufertigen.

 

Wo kann ich heute einen Fächer finden?

Nach wie vor gibt es in Paris den Hersteller Duvelleroy. Teilweise werden historische Entwürfe der Firma in modern reduzierter Neuauflage zu leistbaren Preisen hergestellt. Bei Fächern spanischer Hersteller sind die häufig im Stile des 19. Jahrhunderts angebrachten Bemalungen durchaus eine mögliche Variante. Im besten Fall ist das bemalte Stoffblatt nicht zu schmal, die Farben elegant dezent gehalten. Keine Flamencofächer! 

Chinesische Briséfächer sind möglich, sofern sie nicht durch Nylonfäden zusammengehalten werden, diese sonst durch ein schönes Satinband ersetzen. Bei chinesischen Faltfächern aus Bambusstäben mit bemaltem Papier- oder Seidenstoffblatt (z.B. aus dem Souvenirladen) ist die Optik nicht hochwertig genug, um zur Goldhaubentracht zu passen.

 

Literatur

Alte Fächer. Renate Müller-Krumbach, Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen Deutschen Literatur in Weimar, 1988) und Landesmuseum Württemberg

Fächersammlung Land Oberösterreich. OÖ Landesmuseum/OÖ Landes-Kultur Gmbh. Sammlung Kunstgewerbe Textilien, Sammlung Volkskunde und Alltagskultur;

 

www.marquise.de

 

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